Die
Tage werden kürzer, die Bikeparks schließen und wer kein Enduro hat, ist mit
einem Downhiller allein ziemlich aufgeschmissen. Was kann man also sinnvolles
tun, um nächstes Jahr etwas schneller sein zu können? Mittlerweile habe ich
eine recht ausführliche Antwort darauf, die nicht zwangsläufig jedem zusagen
muss, aber eventuell einige davon überzeugt, meine Ideen auszuprobieren.
Ende
2015 wog ich nach dem Weihnachts-Fresskoma knapp über 90kg. Das Problem bei
1,80m ist nicht nur das Gewicht allein gewesen, sondern vor allem auch
Verhältnis von Fett zu Muskeln. Im Jahr 2016 besuchte ich zusammen mit einem
Freund einen alten Schulfreund in München. Er schlug vor, nachdem wir bereits
Freitag das eine oder andere Bier verzehrten am Tag darauf bouldern zu gehen.
Ich konnte mir nichts darunter vorstellen und war außer auf den Birnenbaum im
Garten meiner Großeltern noch nie wirklich geklettert.
Doch
nach wenigen Minuten an der Wand war ich direkt beeindruckt und völlig
begeistert von dieser Sportart. Mein Fitness-Level zu diesem Zeitpunkt war
miserabel, doch das tat dem Spaß keinen Abbruch. Als ich mich wieder in Aachen
befand, ging ich recht schnell in die Moove Boulderhalle in Aachen, leihte mir
dort die Schuhe aus und verbrachte Stunden dort. Dann kam die Zeit, auch einmal
die andere Halle in Aachen auszuprobieren und da war es geschehen: Hier fühlte
mich direkt super wohl, gute Musik, nette Leute und jede Woche neue Routen. Das ist die Campus Boulderhalle in Aachen. Doch Halt! Was ist denn jetzt eigentlich bouldern? Das ist eine Form des
Sportkletterns ohne Sicherung in Absprunghöhe. Wie jetzt? Kein Seil? Und wenn
man fällt? Dann sind da natürlich Matten. Wenige Wochen später kaufte ich mir
eigene Schuhe und schloss ein Abo in dieser Halle ab, 40€ monatlich halte ich
nach wie vor für ziemlich fair. Doch was hat das jetzt mit Downhill zu tun?
Grundsätzlich nichts, aber was es für den Downhillsport bringt ist sehr
interessant.
Wenn
man so wie ich dieses Jahr ab ca. März zwei bis drei Mal in der Woche für 2-3h
bouldert, eröffnen sich auf dem Rad völlig neue Möglichkeiten. Wie ich bereits
erwähnte, hatte ich bis Dato immer das Problem irgendwann zu schwach zu sein
und deshalb nicht schneller fahren zu können. Mit dem Beginn des Bouldersports
sollte sich das jedoch stark verändern. Wie soll das gehen? Durch ein bisschen
Kletterei kann man also schneller auf dem Rad werden?
In
den Winter- und Frühlingsmonaten machte ich fast jeden Tag Sport, zusätzlich
zur Kletterei joggte ich oder betrieb Zirkeltraining. Langsam begannen die
Kilos zu purzeln und ich erreichte zwischenzeitlich 81kg. Momentan sind es
83kg, aber vor allem hat sich nicht nur Fett verabschiedet sondern auch einiges
an Muskelmasse gebildet. Nicht wirklich sichtbar, aber auf dem Rad spürbar. Und
als ich meine Gabel dann mit erhöhtem Luftdruck fahren musste, die Druckstufe
komplett zudrehen konnte und sie sich immer noch zu weich anfühlte wusste ich, dass
sich einiges verändert hat. Es war Kraft vorhanden. Kraft, um das Bike in
Kurven zu halten, auch wenn man sie schneidet oder mit voller Wucht durchzieht.
Aber das war nicht alles.
Beim
bouldern trainiert man nicht nur große Muskelgruppen, sondern auch die Kleinen. Das große Hindernis am Anfang ist vor allem das eigene Körpergewicht,
zusätzlich zur fehlenden Technik. Aber vor allem lernt man seinen Körper
kennen, muss balancieren können und auch einfach mal den Willen haben, eine
Route zu schaffen. Und genau da liegt die Stärke des Sports. Spielerisches
Training mit kleinen Zielen und Erfolgen. Denn ein kleiner Erfolg kann schon
ein einziger Zug sein. Frei nach dem Motto: easy to learn, hard to master. Aber wenn man weiter kommen möchte,
muss man nach dem Kletterei noch kleine Workouts einschieben. Und dann geht es
weiter, man möchte engere Schuhe, klettert stärker im Überhang, kann auf einmal
kleinere Griffe halten und tritt auf Flächen, die halb so groß wie ein
Kronkorken sind. Und ohne es zu bemerken definiert man sämtliche Muskelgruppen
am Körper, erhält Körperspannung und schafft immer größere Herausforderungen.
Dieser
Sport ist einfach die ideale Ergänzung für einen ambitionierten
Bikeparkbesucher oder jemanden, der ernsthaft Rennen fahren möchte und keine
Lust hat, sich durch langweilige Übungen im Fitnessstudio zu beißen. Probiert
es aus! Natürlich macht man ganz am Anfang quasi alles falsch, aber es gibt
viele nette Leute in allen Hallen, die euch sicher helfen werden. Grundsätzlich
kann ich aber schonmal ein paar Tipps geben:
- klettert
aus den Beinen heraus
- lasst
so gut es geht eure Arme lang
- die
Hüfte muss fast immer so nah wie möglich an der Wand sein
- achtet
darauf, sauber zu treten
- nähert
euch Überhängen Schritt für Schritt an
- das
Campus Board ist im ersten Jahr tabu (Griffleistentraining)
Denn so sehr wie man
schnell die Muskeln trainiert, brauchen die Sehnen sehr lange um sich an die
erhöhten Belastungen zu gewöhnen. Doch eins kann ich euch mit Sicherheit sagen.
Wer regelmäßig bouldert, kann länger sehr viel schneller auf dem Bike fahren
als sonst. Ich musste noch nie ein Fahrwerk innerhalb einer Saison so derart
oft in eine härtere Richtung verstellen wie in diesem Jahr.
Alternativ bleibt natürlich noch das Training auf dem Pumptrack, sofern man Rad und Strecke zur Verfügung hat. Das strengt unglaublich an und gibt zusätzlich Fahrtechnik. Probiert es aus und kommt gut durch den Winter!
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