Freitag, 30. Oktober 2015

Mein Bike



Die nahezu  aktuelle Partliste inkl. Bild findet sich hier: http://fotos.mtb-news.de/p/1782909

Wie kommt man von einem ´10er Canyon Torque FRX auf ein Intense 951? Ende 2013 verletzte ich mir in den Filthy Trails das Knie und war für Monate außer Gefecht gesetzt. Mein Bruder wollte zu der Zeit sein Young Talent Tues LTD aus dem gleichen Jahr verkaufen, da ihm der Downhiller einfach zu viel war. Sein Canyon Torque FR stellte Ihn vollends zufrieden und das Tues überfordert eherEr überließ es mir zu einem sehr guten Kurs worüber ich heute noch sehr dankbar bin. So standen Sie nun beide im Zimmer, ein fertiges Torque FRX und ein komplett ausgestattetes Young Talent Tues. Und ich mit Orthese und zwei Krücken, das gefiel mir gar nicht. Also muss ein neues Projekt her, aus zwei mach eins und alles Überflüssige wird verkauft. Ich warf schon länger einen Blick auf das Intense M9, war aber mit ca. 1200€ für den nackten Rahmen völlig überfordert, es musste also ein Rahmen unter 1000€ sein. Meine beiden Favoriten Rocky Mountain Flatline aus 2012 und das Scott Gambler aus dem Jahr 2013 waren einfach zu teuer. Wo bekommt man nun einen potenten Downhillrahmen mit recht moderner Geometrie, der variabel einstellbar ist und mehr in Richtung "Race" geht? Die Rahmengröße muss ja nun leider auch passen wenn man gebraucht kauft. Mit 1,80m Körpergröße ist man sehr oft zwischen M und L und kann sich nach der eigenen Vorliebe entscheiden. Andererseits sind die Rahmen vor 5 Jahren insgesamt viel kleiner gewesen als Sie es heute sind.

Und dann sah ich ein rotes Intense 951 in der Größe L im Bikemarkt. 970€ wollte der Herr R. Kaiser dafür haben. In Foren liest man gerade zu dem älteren Modell viele negative Dinge: Rahmenbrüche, Probleme mit den Ausfallenden, Risse und ein schwierig einzustellender Hinterbau. `Ach quatsch, das passt schon.´ Ohne den Dämpfer (Fox DHX RC4) handelte ich vor Ort 780€ aus und wartete dann knapp einen Monat auf den Rahmen, denn der Verkäufer musste das Rad noch demontieren. So bastelte ich vor allem aus dem Young Talent das Intense auf, dabei wurde die Frage nach der Federgabel eine wahre Qual. Fox 40 Kashima oder doch eine BOS Idylle Air RaRe? Ich wusste, dass ich mittlerweile die grüne (härtere) Feder für die Fox benötigte und die dann auch am liebsten aus Titan. Kenner wissen dass die blaue Titanfeder sozusagen hinterher geschmissen wird, alles was härter oder weicher ist wird selbst gebraucht deutlich teurer. Dieser Gedanke sowie die Lobeshymnen meines Bruders über seine ehemalige Federgabel brachten mich dazu die BOS zu behalten. Als Dämpfer kam für mich nur der Cane Creek Double Barrel wegen des großen Einstellbereichs in Frage.

So langsam konnte ich wieder laufen und irgendwann stand dann auch ein fertiges Bike vor mir. Die Gabel wurde von der Einstellung her so belassen wie sie mein Bruder fuhr und der Dämpfer mit dem vom Hersteller empfohlenen Setup eingestellt. Doch die erste Ausfahrt in Malmedy war etwas irritierend. Da ich leise Bikes mag, machte mich ein unaufhörliches Knarzen auf der Strecke fast wahnsinnig. Kurbel, Innenlager, Pedale zerlegt, alles neu gefettet und wieder montiert. Das Knarzen war immer noch da. Am Ende des Tages erkannte ich endlich das Problem. Die G3 Ausfallenden, welche jeweils durch zwei lange Kettenblattschrauben- und dazugehörige Buchsen gehalten werden, waren in der Lauffläche so trocken dass sie bei den Belastungen dieses unerträgliche Geräusch verursachten. Ein bisschen Fett schaffte dann auch dort Abhilfe.
An dieser Stelle werde ich jetzt anhand bestimmter Komponentengruppen beschreiben, wie sich die Teile im Laufe verändert haben, da sonst keine vernünftige Gliederung möglich wäre.

Fangen wir einmal mit dem Fahrwerk und den grundsätzlichen Fahreigenschaften des Rades an. Die 500x3.00" Stahlfeder von Cane Creek erwies sich in kürzester Zeit als zu weich und musste gegen eine 550x3.00" getauscht werden. Später ging ich sogar auf eine 575er Titanfeder. Die High-Speed Einstellungen im Dämpfer lasse ich selbst heute nahezu unverändert. Und ich muss ehrlich zugeben, dass mich die High-Speed Rebound Einstellung eher verwirrt als das sie mir Erkenntnisse liefert. Dazu habe ich einen Tag lang verschiedenste Einstellungen ausprobiert und wurde nicht so recht schlau daraus. Den Low-Speed Rebound hingegen muss ich vor allem immer wieder verstellen, wenn ich die Position der Ausfallenden verändere, an dieser Stelle muss man sehr aufpassen! Der Hinterbau ist extrem sensibel und weich zu Beginn und soll mit 35% SAG gefahren werden. Andererseits ist die Endprogression extrem hoch, daher muss man recht viel Low-Speed Compression fahren um nicht permanent wegzusacken. Da eine gute Einstellung zu finden ist eine Gratwanderung. Bei der Gabel hingegen kam ich sehr gut zurecht und konnte mich schnell an ein gutes Setup herantasten. Mein Bruder fuhr die Gabel mit einem Luftdruck für ca. 65kg Fahrer, zum Ende hin fuhr ich Sie trotz recht viel Compression mit einer Vorspannung, die für ein Fahrergewicht von 100kg gedacht war. Das einzige Manko waren die 8 Wochen, die ich warten musste als ich die Gabel zum Service gab. Das führte mich dann zu einem Tausch gegen eine Manitou Dorado Pro, eine Gabel die ich schon immer haben wollte da ich bereits am alten Bike eine Upside-Down Gabel fuhr und mir diese sehr zusagte. Außer dem nervigen Entlüften[1] kann ich kaum Kritik daran verlieren. Mein Vorbesitzer war scheinbar nicht sehr aufmerksam beim Service gewesen und so musste die Gabel bereits nach wenigen Wochen ebenfalls zum Service. Das hat mich sehr verärgert, aber man kann manchmal schlecht abschätzen wie hoch dieses Risiko ist. Doch der gute Jerome Lehmann vom JL Suspension Service kümmerte sich hervorragend um das feine Stück. Ansprechverhalten aus dem Stand gehören nicht zu den Stärken der Dorado, sie stockt gern ein bisschen. Auf dem Track hingegen merkt man davon nichts. Nach dem Service war jedoch auch dieses Manko behoben, da lief alles einwandfrei. Die geringe Verdrehsteifigkeit der Gabel  im Gegensatz zu einem normalen Teleskop Modell harmoniert perfekt mit dem Rahmen, denn auch dieser ist alles andere als steif. Bei einer aktiv  und zügig gefahrenen Kurve hat man hin und wieder das Gefühl dass sich das Hinterrad zum Kurveninneren bewegt. Das war am Anfang sehr seltsam und beängstigend, mittlerweile habe ich mich aber sehr gut daran gewöhnt.

Bei den Bremsen vertraute ich wie schon am Canyon auf Magura.  Allerdings schien mir die Gustav M nicht nur wegen dem Gewicht sondern vor allem wegen den eher unüblichen Bremsscheiben mit den Maßen 210/190mm in die Jahre gekommen. Doch mit der neuen Gabel taten sich neue Möglichkeiten auf. Mit Postmount 6" Standard an der BOS bot sich an, den Gustav Sattel mit einem anderen Bremshebel zu kombinieren um zumindest etwas Gewicht zu sparen. Günstig bekam ich einen kompletten Satz der 2013er MT8. Vorn fuhr ich somit den Gustav M Sattel in Verbindung mit Sattelhalter Nr.8 und dem Adapter Nr.3 an einer 203mm Storm SL Scheibe. Und das hat erstaunlich gut funktioniert! Die Bremse war genauso bissfest wie vorher aber etwas leichter zu dosieren. Hinten entschied ich mich für die andere MT8 mit einer Scheibe in der gleichen Größe. Mit der Dorado allerdings ließ sich keine vernünftige Lösung finden und so fuhr ich ab dieser Zeit die MT8 auch vorn.

Nun ein kurzes Wort zu den Rädern. Die Felgen der e-thirteen LG1+ Laufräder waren mittlerweile so lädiert dass ich sie weder verkaufen noch tubeless fahren konnte. Man hat mit 1,6bar im Reifen zwar einen sehr guten Grip, doch die Felgen müssen darunter stark leiden wenn man zum Beispiel über Steine brettert. Nicht wahr, mein lieber Herr Bruder? Doch ich bereue es keine Sekunde sie behalten zu haben, Stabilität und Langlebigkeit sind hervorragend! Am Anfang stand der Versuch das Intense trotz des recht schweren Rahmens so leicht wie möglich aufzubauen. So wurde erstmal die standardmäßige Maxxis Minion Front / Rear Kombination verbaut bis ich dann auf die Idee kam, vorn und hinten Faltreifen mit leichten Schläuchen zu fahren (Schwalbe Magic Mary Trailstar & Continental MTB Light). Über 1kg an ungefederter, rotierender Masse machen sich bemerkbar. Das Rad wird deutlich schneller und lässt sich einfacher bewegen, allerdings sind unter 2,2bar nicht möglich gewesen und nach 10 Einsätzen waren die Karkassen der Reifen schrottreif. Danach probierte ich einige Maxxis Kombinationen aus und bin nun mit dem DHR II vorn und hinten seit dem IXS Rennen in Willingen unterwegs und sehr zufrieden.

Nachdem ich zwei Kettenführungen zerstörte und permanent mit der 165mm Kurbel aufsetzte wurde es Zeit für eine etwas langfristigere Lösung. Beim Antrieb inspirierte mich das 2013er Specialized S-Works Demo sehr und brachte mich auf die Idee das "Microdrive" Prinzip bei meinen Rad zu übernehmen. Doch die speziellen Teile von dt swiss waren nicht so leicht zu bekommen. Vorn fahre ich nun eine 155mm Canfield Kurbel sowie die e thirteen srs+ mini in Verbindung mit einem 32 Zähne Kettenblatt. Um das kleine Kettenblatt auszugleichen musste ich hinten mit den Ritzeln kleiner werden als 11 Zähne. Die Lösung war der Capreo Freilauf, eigentlich für Klappräder gedacht. Gibt´s denn da überhaupt eine Nabe mit den erforderlichen Maßen die man im Gravity Bereich nutzen kann? Oh ja, Canfield hat da ebenfalls passende Teile im Angebot. So ließ ich mir ein neues Hinterrad mit der speziellen Nabe bauen und kann nun zwischen zwei Übersetzungen hinten wählen: 26-11 mit dem e thirteen Hinterrad oder 26-9 mit dem Capreo Hinterrad. Außer das die Nabe nicht die Leichteste ist gibt es keinen signifikanten Nachteil. Vorn habe ich mehr Bodenfreiheit trotz gleicher Übersetzung zu einem 36-38 Zähne Kettenblatt.

Zu den restlichen Teilen muss ich nicht mehr viel verlieren, möchte aber noch zwei Anmerkungen zu den letzten beiden Veränderungen machen. Zum einen fahre ich seit dem Urlaub in Portes du Soleil die Shimano PD M-647 Klickpedale und möchte sie nicht mehr missen. Auf einen Schlag kann man sich ganz anders auf dem Rad bewegen und viel besser balancieren, dazu muss man aber erstmal akzeptieren dass man nicht derart fest auf dem Pedal steht wie sonst auf einem normalen Flatpedal. Die letzte Änderung ist eine Uhr an Vorbau und Lenker mit einer Stoppfunktion. Schon der erste Test hat mich überzeugt, diese Motivation effektiver und effizienter zu fahren ist bei jedem Lauf vorhanden.





[1] Die Gabel zieht unten Luft ein, welche sich unter den Verschlusskappen oben sammelt. Bei zu hohem Druck läuft dann das Öl unten heraus, daher muss man die Kappen abschrauben und den Druck entweichen lassen.

Montag, 19. Oktober 2015

Vorstellung

Ich heiße Maximilian, bin 24 Jahre alt, studiere in Aachen und fahre gern Rad. Damit ist schon viel gesagt. Aber da mich Menschen vermehrt nicht so richtig verstehen, versuche ich mich hier auszudrücken und blogge nun über das, was mir wichtig ist und mich beschäftigt. Natürlich werden sich die meisten Beiträge um den Sport drehen, doch andere Themen möchte ich auf gar keinen Fall ausschließen. Mir liegt viel auf dem Herzen und mittlerweile ist genug Erfahrung und Wissen vorhanden um es weitergeben zu können.

Über Fragen, Anmerkungen und konstruktive Kritik freue ich mich sehr. Vielleicht kann ich ja den einen oder anderen Menschen für diesen Sport begeistern oder auch helfen. In jedem Fall wäre mir Feedback gerade zu Beginn sehr recht. Viel Spaß beim Lesen!

Sonntag, 18. Oktober 2015

Downhill vs. Freundin!?

Jeder Biker kennt diesen Dialog oder wird ihn irgendwann im Bekanntenkreis einmal hören: "Wo ist eigentlich Philipp? Heute ist so schönes Wetter, kaum was los im Bikepark, sowas lässt er sich doch sonst nicht entgehen!" `Der hat jetzt eine Freundin.´ Und wurde nie wieder gesehen. Was da wohl passiert sein mag? Hat er jetzt auf einen Schlag keine Lust mehr auf sein leidenschaftliches Hobby? Oder wurde er vor die Wahl gestellt: Bike oder Freundin? Oder ist er frisch verliebt und derzeit ist einfach alles andere unwichtig geworden? Wenn man sich aus Sicht eines Mannes diesem Thema nähern möchte kann man eigentlich nur verlieren, aber mit der vorhandenen Gewissheit schreibt sich es vielleicht etwas befreiter.

Dazu gab es bereits einen sehr interessanten Beitrag in der ersten deutschen DIRT-Ausgabe von 03-04 / 2013. Nun nehmen wir aber mal den wahrscheinlich häufigsten Fall der vorkommt wenn man Downhill und Partnerschaft miteinander verbinden möchte: Ein radfahrender Mann und eine Partnerin die nichts mit dem Sport anfangen kann. Halt, das kommt mir doch bekannt vor! In meiner letzten Beziehung schaffte es meine Partnerin in 2 1/2 Jahren nicht, mich einmal an einem Bikepark-Tag oder gar einem Rennwochenende zu begleiten. Zu Recht lautete Ihre Begründung: "Und was soll ich dann dort? Sitze da nur rum und habe nichts zu tun, total langweilig." So passierte es dann dass sie mich nur Schultern zuckend ansah wenn ich abends von einem langen Bike Tag nach Hause kam und Floskeln wie "Hab heute den ultra geilen Whip rausgehauen" oder "Nun ist auch das dicke Road Gap im Wald geknackt" in den Raum warf.

Wo ist da jetzt der Fehler? Ihr Desinteresse an dem was ich mache? Oder meiner, dass ich überhaupt sowas sage? Natürlich muss meine Partnerin nicht wissen was eine High Speed Compression ist und mit welchen Drehmomenten der Lenker montiert wird. Ein kleines bisschen Interesse wäre aber nett, eben so groß dass man gegenseitig von dem sprechen kann was einen beschäftigt, das man respektiert was der Andere macht.

Ich muss nicht jedes Wochenende zwei Tage lang Rad fahren, selbstverständlich nehme ich mir auch die Zeit um zusammen zu sein, etwas zu unternehmen oder feiern zu gehen. Nun sieht es aus Sicht der Freundin aber so aus: Da steht man Samstag oder Sonntag früh zwischen 4-6Uhr auf und kommt abends zwischen 20-0Uhr zurück. Manchmal leicht lädiert, sehr oft völlig erschöpft und fast immer mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Vielleicht aber auch mit einem Gips. Und da traf ich oft auch auf Unverständnis: 'Fährt der Typ wirklich einfach nur den ganzen Tag einen Berg herunter um dann wieder mit dem Lift hoch zu fahren? Wie kann denn sowas nur Spaß machen? Vielleicht betrügt er mich ja und schmeißt sich vor der Ankunft nur mal kurz in den Matsch damit ich denke dass alles in Ordnung ist.´ Hin und wieder erwischt man jemanden doch anhand von Mimik und Gestik in solchen oder ähnlichen Gedankengängen. Und wenn man sich dann über etwas völlig anderes streitet heißt es dann auf einmal:"Du bist doch sowieso IMMER jedes Wochenende Rad fahren!"

Aber es geht auch anders. Ich nahm einmal ein Date mit in den Bikepark, sie war grundsätzlich am Sport interessiert und neugierig, bekam ein Bike von einem guten Freund und wir fuhren dort die einfachste Strecke zusammen. Ich zeigte ihr ein bisschen was, fuhr langsam vor ihr her und später dahinter. Wir hatten beide Spaß, sie lernte sehr schnell und alles war bestens. Doch dann machte ich einen verhängnisvollen Fehler und fuhr dort die beiden schwierigsten Strecken mit teils etwas größeren Sprüngen von 6-7 Metern Länge. Die belgischen Filthy Trails haben sehr kurze Abfahrten und keinen Lift,  wenn man ein wenig heraufläuft bekommt man einen guten Überblick über die Strecken. Sie sah mich fahren und ich ahnte in etwa was sie gedacht haben muss: 'Oh mein Gott, der Kerl ist ja völlig verrückt. Und ich kann ja eigentlich noch gar nichts.´ Ja, jetzt weiß ich dass sie das bestimmt deprimiert haben muss. Das war mit Sicherheit aber nicht der Grund warum es mit uns beiden nicht geklappt hat, ein wenig Distanz schuf es aber.

Ist es also ausgeschlossen dass ein Downhiller eine Beziehung führen kann? So ein Blödsinn. Gegenseitiges Interesse ist der Schlüssel, dann entmystifizieren sich eventuelle Vorurteile. `Heißt das jetzt etwa, dass ich meinen Freund da mindestens einmal begleiten MUSS?´ Nein, aber es wäre schön. Denn mit einem Küsschen auf´s Nüsschen fährt sich die Lieblingsstrecke vielleicht noch ein wenig flowiger. Ganz zu schweigen davon, dass man kurz vor dem Rennlauf im Startturm steht und genau weiß dass die Liebste im Ziel wartet. Es klingt kitschig, aber ich fänd´s klasse! Wenn ich allerdings jetzt in dem Moment vor die Wahl gestellt würde, ich würde mich für mein Rad entscheiden. Das ist einfach ein Teil meines Lebens. Wer das nicht akzeptieren kann hat leider einfach Pech gehabt. Das sage ich jetzt aber auch mit 24 Jahren, single und kinderlos.

#2 IXS German Downhill Cup Willingen - meine Eindrücke

So startete für mich also das erste IXS Rennen in der Lizenzklasse in Willingen vom 12. bis zum 14. Juni. Warum die Lizenzklasse? Hält der Typ sich für was Besseres? Nein, ganz bestimmt nicht. Ich wollte sehen WIE SCHLECHT ich wirklich bin im Gegensatz zu "nationalen Profis", hatte die Möglichkeit Eine über den Verein zu machen und behielt außerdem noch das Extra-Training am Sonntag vor dem Rennen in Erinnerung welches nur der Elite Klasse vorbehalten ist. Hauptsache nicht Letzter werden und ins Ziel kommen! Aufgrund des geringen Budgets kam leider nur dieses eine Rennen für mich in Frage, außerdem fand ich die Streckenführung vom letzten Jahr sehr interessant (weil letztlich für alle fair). Auf den Zeltplatz hatte ich absolut keine Lust da mich fehlender Schlafkomfort wortwörtlich "rädert" und so buchte ich mit einem Kumpel ein Doppelzimmer in einer Pension, zwei Nächte für 80€ pro Person waren okay für eine Buchung zwei Wochen davor.

Schon am Donnerstagabend reiste ich mit dem Zug an, glücklicherweise ohne Bike und "nur" mit Gepäck. So konnte ich noch am gleichen Tag beim Magura Stand meine nagelneue MT8 in Empfang nehmen und direkt montieren. Mein ´13er Modell verlor leider Öl aus dem Ausgleichsbehälter. Ein paar Bekannte aus dem Eichsfeld nahmen den Rest aus meinem Heimatort mit und wir verabredeten uns dort. So konnte ich den Trackwalk bereits an dem Abend vornehmen, flowig die Freeride runterrollen und eine Nacht darüber schlafen bzw. ruhen, denn der Komfort quer in der Kabine eines Sprinters ist selbst mit 1,80m eher mäßig.

Freitag war der offizielle Trackwalk, trotz der Kenntnis des Streckenverlaufs nahm ich daran teil um den anderen Fahrern bei Diskussionen zu lauschen und selbst noch einmal etwas zu grübeln welche Linie auch im Rennlauf noch vorhanden sein könnte. Denn der Streckenzustand verändert sich mit der Zeit, da so viele Fahrer dort permanent fahren, Niederschlag kann das zusätzlich beeinflussen. Der Wetterbericht meldete Regen,  doch es blieb das ganze Wochenende trocken. Mein Ziel war es Freitag und Samstag vor allem Kräfte zu sparen und im Training nur sektionsweise "Gas" zu geben. Am Abend des Freitags sagte mir mein Kumpel kurzfristig ab und ich wusste dass ich das gesamte Renngeschehen allein angehen muss.

Am Samstag fuhr ich perfekt ausgeschlafen meine Trainingsrunden bis leider auch meine hintere Bremse anfing Öl zu verlieren. Magura ließ sich nicht lumpen und wechselte auch diese anstandslos gegen eine nagelneues Modell aus. Nach einem kleinen Schläfchen ging ich für den Seeding Run an den Start und schloss ihn locker durchgerollt mit 2:37min ab. Das reichte immerhin für Platz 85. Rick Balbierer schaffte es in 2:04min und wurde damit Erster im Setzungslauf. Eine halbe Minute auf gerade mal ca. 1,5km Abfahrt? Das muss man erstmal verdauen. In Tabarz nahm mir Sandra Rübesam über eine Minute im Rennlauf ab, sowas erdet ungemein. Doch was viel erschreckender war: Die Setzungsläufe für die Lizenzklasse verzögerten sich um ca. 90min aufgrund vieler schwerer Stürze in der "Open Men" Klasse. Nachdem drei Rettungshubschrauber zeitgleich auf der Wiese nahe des Ziels standen wurde den Veranstaltern so langsam klar dass es nicht besonders schlau war den Zielsprung so derart unfachmännisch hinzuklatschen: Viel zu steil im Absprung und nicht besonders lang, eine sehr schlechte Kombination in der schnellsten Streckensektion. Dann fährt man völlig erschöpft die letzten Meter, möchte einen fetten Whip am Zielsprung für die Fotografen raushauen und bemerkt etwas zu spät den extrem gefährlichen Seitenwind. So in etwa muss es mehrfach passiert sein. Selbst Jasper Jauch bohrte sich im Jahr 2013 wenige Meter vor dem Ziel in den Boden als ihn der Wind überraschte (http://tv.bike-magazin.de/video/Jasper-Jauch-Crash-Wheels-of-Speed/f03f891ac839235b55df41d38660b80e).

Am Renntag wurde ich bereits morgens nervös. Die Stürze am Vortag, überforderte Organisation, diverse kleine Probleme am Rad, alles das ließ mich schlecht schlafen. Doch das herrliche Frühstück bei den Engelbrachts brachte mich auf andere Gedanken. Einfach konzentriert bleiben und sauber runterkommen. In den Trainingsläufen zeichnete sich ab dass der Boden immer loser wurde und weniger Grip bot, außerdem war die Strecke an einigen Stellen ziemlich stark ausgefahren. Steigende Nervosität und leichte Kopfschmerzen machten sich breit. Ich vertrieb mir die Zeit damit den Drehmomentschlüssel auf alle möglichen Schrauben loszulassen, die Kette anständig zu fetten und das Bike ein wenig zu säubern.

13Uhr war es dann so weit: Mein Rennlauf stand an, die Uhr läuft runter, der Fahrer vor mir startet: nicht mal mehr 30 Sekunden, dann geht es los! Selbst jetzt beim Schreiben steigt mein Puls, dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Es piept einmal, die Uhr zeigt "10". Diese letzten 5 Sekunden dauern ewig. und LOS! Im oberen Teil geht es darum Geschwindigkeit aufzubauen. Ich kam gut durch, ließ die zwei großen Sprünge zur Sicherheit aus und kam mit einem guten Gefühl in das Waldstück. Die erste Kurve im Schräghang traf ich perfekt, weiter ging es mit der etwas technischeren Passage um das "alte Steinfeld" herum. In Gedanken war ich schon am Adidas Drop, fuhr mit gutem Tempo in die letzte Rechtskurve im Waldstück und da war es passiert. Aus der Rille in dem Hang wurde mit der Zeit ein recht ansehnliches Loch, ich blieb mit dem Vorderrad stecken und ging über den Lenker. Einer der Zuschauer rief laut: "LOS, geh wieder auf dein Bike! Weiter, weiter, weiter!" Irgendwas war komisch und tat weh, doch das Adrenalin überdeckte den Schmerz. Zurück aufs Bike! Bis zu den großen Wiesenkurven fuhr ich völlig außer Kontrolle und pedalierte im letzten Stück wie ein Verrückter. Der Zielsprung wurde mittlerweile aus der Wertung heraus genommen. Ich drückte mich darüber, rollte ins Ziel ein und schaute auf die Zeit: 2:40min! 'Meine Güte, du Idiot!' Hätte, hätte, Fahrradkette. Eine gute halbe Stunde später befand ich mich im Krankenhaus in Korbach mit verstaubten Bike-Sachen, der Lizenzkarte und meinem Handy. Nach Behandlung und Diagnose begann dann die Odyssee nach Willingen, nach 7km zu Fuß erreichte ich glücklicherweise mit einer einstelligen Prozentzahl des Akkus meinen Freund der mich dann abholte. Das war Glück im Unglück!

Das Fazit war der Platz 84, eine zweifache knöcherne Absprengung im rechten Zeigefinger, ein intaktes Bike mit völlig neuer Bremsanlage und viele neue Erfahrungen! Vielen lieben Dank an dieser Stelle an die Firma Magura und deren tolles Mechaniker-Team, an meinen Bruder für beruhigende Worte und den Dieter für mein Taxi inklusive allem Gepäck und Bike in Richtung Aachen. Next year, another try.