Sonntag, 18. Oktober 2015

Downhill vs. Freundin!?

Jeder Biker kennt diesen Dialog oder wird ihn irgendwann im Bekanntenkreis einmal hören: "Wo ist eigentlich Philipp? Heute ist so schönes Wetter, kaum was los im Bikepark, sowas lässt er sich doch sonst nicht entgehen!" `Der hat jetzt eine Freundin.´ Und wurde nie wieder gesehen. Was da wohl passiert sein mag? Hat er jetzt auf einen Schlag keine Lust mehr auf sein leidenschaftliches Hobby? Oder wurde er vor die Wahl gestellt: Bike oder Freundin? Oder ist er frisch verliebt und derzeit ist einfach alles andere unwichtig geworden? Wenn man sich aus Sicht eines Mannes diesem Thema nähern möchte kann man eigentlich nur verlieren, aber mit der vorhandenen Gewissheit schreibt sich es vielleicht etwas befreiter.

Dazu gab es bereits einen sehr interessanten Beitrag in der ersten deutschen DIRT-Ausgabe von 03-04 / 2013. Nun nehmen wir aber mal den wahrscheinlich häufigsten Fall der vorkommt wenn man Downhill und Partnerschaft miteinander verbinden möchte: Ein radfahrender Mann und eine Partnerin die nichts mit dem Sport anfangen kann. Halt, das kommt mir doch bekannt vor! In meiner letzten Beziehung schaffte es meine Partnerin in 2 1/2 Jahren nicht, mich einmal an einem Bikepark-Tag oder gar einem Rennwochenende zu begleiten. Zu Recht lautete Ihre Begründung: "Und was soll ich dann dort? Sitze da nur rum und habe nichts zu tun, total langweilig." So passierte es dann dass sie mich nur Schultern zuckend ansah wenn ich abends von einem langen Bike Tag nach Hause kam und Floskeln wie "Hab heute den ultra geilen Whip rausgehauen" oder "Nun ist auch das dicke Road Gap im Wald geknackt" in den Raum warf.

Wo ist da jetzt der Fehler? Ihr Desinteresse an dem was ich mache? Oder meiner, dass ich überhaupt sowas sage? Natürlich muss meine Partnerin nicht wissen was eine High Speed Compression ist und mit welchen Drehmomenten der Lenker montiert wird. Ein kleines bisschen Interesse wäre aber nett, eben so groß dass man gegenseitig von dem sprechen kann was einen beschäftigt, das man respektiert was der Andere macht.

Ich muss nicht jedes Wochenende zwei Tage lang Rad fahren, selbstverständlich nehme ich mir auch die Zeit um zusammen zu sein, etwas zu unternehmen oder feiern zu gehen. Nun sieht es aus Sicht der Freundin aber so aus: Da steht man Samstag oder Sonntag früh zwischen 4-6Uhr auf und kommt abends zwischen 20-0Uhr zurück. Manchmal leicht lädiert, sehr oft völlig erschöpft und fast immer mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Vielleicht aber auch mit einem Gips. Und da traf ich oft auch auf Unverständnis: 'Fährt der Typ wirklich einfach nur den ganzen Tag einen Berg herunter um dann wieder mit dem Lift hoch zu fahren? Wie kann denn sowas nur Spaß machen? Vielleicht betrügt er mich ja und schmeißt sich vor der Ankunft nur mal kurz in den Matsch damit ich denke dass alles in Ordnung ist.´ Hin und wieder erwischt man jemanden doch anhand von Mimik und Gestik in solchen oder ähnlichen Gedankengängen. Und wenn man sich dann über etwas völlig anderes streitet heißt es dann auf einmal:"Du bist doch sowieso IMMER jedes Wochenende Rad fahren!"

Aber es geht auch anders. Ich nahm einmal ein Date mit in den Bikepark, sie war grundsätzlich am Sport interessiert und neugierig, bekam ein Bike von einem guten Freund und wir fuhren dort die einfachste Strecke zusammen. Ich zeigte ihr ein bisschen was, fuhr langsam vor ihr her und später dahinter. Wir hatten beide Spaß, sie lernte sehr schnell und alles war bestens. Doch dann machte ich einen verhängnisvollen Fehler und fuhr dort die beiden schwierigsten Strecken mit teils etwas größeren Sprüngen von 6-7 Metern Länge. Die belgischen Filthy Trails haben sehr kurze Abfahrten und keinen Lift,  wenn man ein wenig heraufläuft bekommt man einen guten Überblick über die Strecken. Sie sah mich fahren und ich ahnte in etwa was sie gedacht haben muss: 'Oh mein Gott, der Kerl ist ja völlig verrückt. Und ich kann ja eigentlich noch gar nichts.´ Ja, jetzt weiß ich dass sie das bestimmt deprimiert haben muss. Das war mit Sicherheit aber nicht der Grund warum es mit uns beiden nicht geklappt hat, ein wenig Distanz schuf es aber.

Ist es also ausgeschlossen dass ein Downhiller eine Beziehung führen kann? So ein Blödsinn. Gegenseitiges Interesse ist der Schlüssel, dann entmystifizieren sich eventuelle Vorurteile. `Heißt das jetzt etwa, dass ich meinen Freund da mindestens einmal begleiten MUSS?´ Nein, aber es wäre schön. Denn mit einem Küsschen auf´s Nüsschen fährt sich die Lieblingsstrecke vielleicht noch ein wenig flowiger. Ganz zu schweigen davon, dass man kurz vor dem Rennlauf im Startturm steht und genau weiß dass die Liebste im Ziel wartet. Es klingt kitschig, aber ich fänd´s klasse! Wenn ich allerdings jetzt in dem Moment vor die Wahl gestellt würde, ich würde mich für mein Rad entscheiden. Das ist einfach ein Teil meines Lebens. Wer das nicht akzeptieren kann hat leider einfach Pech gehabt. Das sage ich jetzt aber auch mit 24 Jahren, single und kinderlos.

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