Jeder Biker kennt diesen Dialog oder wird ihn irgendwann im
Bekanntenkreis einmal hören: "Wo ist eigentlich Philipp? Heute ist so
schönes Wetter, kaum was los im Bikepark, sowas lässt er sich doch sonst nicht
entgehen!" `Der hat jetzt eine Freundin.´ Und wurde nie wieder gesehen. Was
da wohl passiert sein mag? Hat er jetzt auf einen Schlag keine Lust mehr auf
sein leidenschaftliches Hobby? Oder wurde er vor die Wahl gestellt: Bike oder
Freundin? Oder ist er frisch verliebt und derzeit ist einfach alles andere
unwichtig geworden? Wenn man sich aus Sicht eines Mannes diesem Thema nähern
möchte kann man eigentlich nur verlieren, aber mit der vorhandenen Gewissheit
schreibt sich es vielleicht etwas befreiter.
Dazu gab es bereits einen sehr interessanten Beitrag in der
ersten deutschen DIRT-Ausgabe von 03-04 / 2013. Nun nehmen wir aber mal den
wahrscheinlich häufigsten Fall der vorkommt wenn man Downhill und Partnerschaft
miteinander verbinden möchte: Ein radfahrender Mann und eine Partnerin die
nichts mit dem Sport anfangen kann. Halt, das kommt mir doch bekannt vor! In
meiner letzten Beziehung schaffte es meine Partnerin in 2 1/2 Jahren nicht,
mich einmal an einem Bikepark-Tag oder gar einem Rennwochenende zu begleiten.
Zu Recht lautete Ihre Begründung: "Und was soll ich dann dort? Sitze da
nur rum und habe nichts zu tun, total langweilig." So passierte es dann
dass sie mich nur Schultern zuckend ansah wenn ich abends von einem langen Bike
Tag nach Hause kam und Floskeln wie "Hab heute den ultra geilen Whip
rausgehauen" oder "Nun ist auch das dicke Road Gap im Wald
geknackt" in den Raum warf.
Wo ist da jetzt der Fehler? Ihr Desinteresse an dem was ich
mache? Oder meiner, dass ich überhaupt sowas sage? Natürlich muss meine
Partnerin nicht wissen was eine High Speed Compression ist und mit welchen
Drehmomenten der Lenker montiert wird. Ein kleines bisschen Interesse wäre aber
nett, eben so groß dass man gegenseitig von dem sprechen kann was einen
beschäftigt, das man respektiert was der Andere macht.
Ich muss nicht jedes Wochenende zwei Tage lang Rad fahren,
selbstverständlich nehme ich mir auch die Zeit um zusammen zu sein, etwas zu
unternehmen oder feiern zu gehen. Nun sieht es aus Sicht der Freundin aber so
aus: Da steht man Samstag oder Sonntag früh zwischen 4-6Uhr auf und kommt
abends zwischen 20-0Uhr zurück. Manchmal leicht lädiert, sehr oft völlig
erschöpft und fast immer mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Vielleicht aber
auch mit einem Gips. Und da traf ich oft auch auf Unverständnis: 'Fährt der Typ
wirklich einfach nur den ganzen Tag einen Berg herunter um dann wieder mit dem
Lift hoch zu fahren? Wie kann denn sowas nur Spaß machen? Vielleicht betrügt er
mich ja und schmeißt sich vor der Ankunft nur mal kurz in den Matsch damit ich denke
dass alles in Ordnung ist.´ Hin und wieder erwischt man jemanden doch anhand
von Mimik und Gestik in solchen oder ähnlichen Gedankengängen. Und wenn man
sich dann über etwas völlig anderes streitet heißt es dann auf einmal:"Du
bist doch sowieso IMMER jedes Wochenende Rad fahren!"
Aber es geht auch anders. Ich nahm einmal ein Date mit in
den Bikepark, sie war grundsätzlich am Sport interessiert und neugierig, bekam
ein Bike von einem guten Freund und wir fuhren dort die einfachste Strecke
zusammen. Ich zeigte ihr ein bisschen was, fuhr langsam vor ihr her und später
dahinter. Wir hatten beide Spaß, sie lernte sehr schnell und alles war bestens.
Doch dann machte ich einen verhängnisvollen Fehler und fuhr dort die beiden
schwierigsten Strecken mit teils etwas größeren Sprüngen von 6-7 Metern Länge.
Die belgischen Filthy Trails haben sehr kurze Abfahrten und keinen Lift, wenn man ein wenig heraufläuft bekommt man
einen guten Überblick über die Strecken. Sie sah mich fahren und ich ahnte in
etwa was sie gedacht haben muss: 'Oh mein Gott, der Kerl ist ja völlig
verrückt. Und ich kann ja eigentlich noch gar nichts.´ Ja, jetzt weiß ich dass
sie das bestimmt deprimiert haben muss. Das war mit Sicherheit aber nicht der
Grund warum es mit uns beiden nicht geklappt hat, ein wenig Distanz schuf es
aber.
Ist es also ausgeschlossen dass ein Downhiller eine
Beziehung führen kann? So ein Blödsinn. Gegenseitiges Interesse ist der
Schlüssel, dann entmystifizieren sich eventuelle Vorurteile. `Heißt das jetzt
etwa, dass ich meinen Freund da mindestens einmal begleiten MUSS?´ Nein, aber
es wäre schön. Denn mit einem Küsschen auf´s Nüsschen fährt sich die
Lieblingsstrecke vielleicht noch ein wenig flowiger. Ganz zu schweigen davon,
dass man kurz vor dem Rennlauf im Startturm steht und genau weiß dass die
Liebste im Ziel wartet. Es klingt kitschig, aber ich fänd´s klasse! Wenn ich allerdings jetzt in dem Moment vor die Wahl
gestellt würde, ich würde mich für mein Rad entscheiden. Das ist einfach ein
Teil meines Lebens. Wer das nicht akzeptieren kann hat leider einfach Pech
gehabt. Das sage ich jetzt aber auch mit 24 Jahren, single und kinderlos.
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