Freitag, 30. Oktober 2015

Mein Bike



Die nahezu  aktuelle Partliste inkl. Bild findet sich hier: http://fotos.mtb-news.de/p/1782909

Wie kommt man von einem ´10er Canyon Torque FRX auf ein Intense 951? Ende 2013 verletzte ich mir in den Filthy Trails das Knie und war für Monate außer Gefecht gesetzt. Mein Bruder wollte zu der Zeit sein Young Talent Tues LTD aus dem gleichen Jahr verkaufen, da ihm der Downhiller einfach zu viel war. Sein Canyon Torque FR stellte Ihn vollends zufrieden und das Tues überfordert eherEr überließ es mir zu einem sehr guten Kurs worüber ich heute noch sehr dankbar bin. So standen Sie nun beide im Zimmer, ein fertiges Torque FRX und ein komplett ausgestattetes Young Talent Tues. Und ich mit Orthese und zwei Krücken, das gefiel mir gar nicht. Also muss ein neues Projekt her, aus zwei mach eins und alles Überflüssige wird verkauft. Ich warf schon länger einen Blick auf das Intense M9, war aber mit ca. 1200€ für den nackten Rahmen völlig überfordert, es musste also ein Rahmen unter 1000€ sein. Meine beiden Favoriten Rocky Mountain Flatline aus 2012 und das Scott Gambler aus dem Jahr 2013 waren einfach zu teuer. Wo bekommt man nun einen potenten Downhillrahmen mit recht moderner Geometrie, der variabel einstellbar ist und mehr in Richtung "Race" geht? Die Rahmengröße muss ja nun leider auch passen wenn man gebraucht kauft. Mit 1,80m Körpergröße ist man sehr oft zwischen M und L und kann sich nach der eigenen Vorliebe entscheiden. Andererseits sind die Rahmen vor 5 Jahren insgesamt viel kleiner gewesen als Sie es heute sind.

Und dann sah ich ein rotes Intense 951 in der Größe L im Bikemarkt. 970€ wollte der Herr R. Kaiser dafür haben. In Foren liest man gerade zu dem älteren Modell viele negative Dinge: Rahmenbrüche, Probleme mit den Ausfallenden, Risse und ein schwierig einzustellender Hinterbau. `Ach quatsch, das passt schon.´ Ohne den Dämpfer (Fox DHX RC4) handelte ich vor Ort 780€ aus und wartete dann knapp einen Monat auf den Rahmen, denn der Verkäufer musste das Rad noch demontieren. So bastelte ich vor allem aus dem Young Talent das Intense auf, dabei wurde die Frage nach der Federgabel eine wahre Qual. Fox 40 Kashima oder doch eine BOS Idylle Air RaRe? Ich wusste, dass ich mittlerweile die grüne (härtere) Feder für die Fox benötigte und die dann auch am liebsten aus Titan. Kenner wissen dass die blaue Titanfeder sozusagen hinterher geschmissen wird, alles was härter oder weicher ist wird selbst gebraucht deutlich teurer. Dieser Gedanke sowie die Lobeshymnen meines Bruders über seine ehemalige Federgabel brachten mich dazu die BOS zu behalten. Als Dämpfer kam für mich nur der Cane Creek Double Barrel wegen des großen Einstellbereichs in Frage.

So langsam konnte ich wieder laufen und irgendwann stand dann auch ein fertiges Bike vor mir. Die Gabel wurde von der Einstellung her so belassen wie sie mein Bruder fuhr und der Dämpfer mit dem vom Hersteller empfohlenen Setup eingestellt. Doch die erste Ausfahrt in Malmedy war etwas irritierend. Da ich leise Bikes mag, machte mich ein unaufhörliches Knarzen auf der Strecke fast wahnsinnig. Kurbel, Innenlager, Pedale zerlegt, alles neu gefettet und wieder montiert. Das Knarzen war immer noch da. Am Ende des Tages erkannte ich endlich das Problem. Die G3 Ausfallenden, welche jeweils durch zwei lange Kettenblattschrauben- und dazugehörige Buchsen gehalten werden, waren in der Lauffläche so trocken dass sie bei den Belastungen dieses unerträgliche Geräusch verursachten. Ein bisschen Fett schaffte dann auch dort Abhilfe.
An dieser Stelle werde ich jetzt anhand bestimmter Komponentengruppen beschreiben, wie sich die Teile im Laufe verändert haben, da sonst keine vernünftige Gliederung möglich wäre.

Fangen wir einmal mit dem Fahrwerk und den grundsätzlichen Fahreigenschaften des Rades an. Die 500x3.00" Stahlfeder von Cane Creek erwies sich in kürzester Zeit als zu weich und musste gegen eine 550x3.00" getauscht werden. Später ging ich sogar auf eine 575er Titanfeder. Die High-Speed Einstellungen im Dämpfer lasse ich selbst heute nahezu unverändert. Und ich muss ehrlich zugeben, dass mich die High-Speed Rebound Einstellung eher verwirrt als das sie mir Erkenntnisse liefert. Dazu habe ich einen Tag lang verschiedenste Einstellungen ausprobiert und wurde nicht so recht schlau daraus. Den Low-Speed Rebound hingegen muss ich vor allem immer wieder verstellen, wenn ich die Position der Ausfallenden verändere, an dieser Stelle muss man sehr aufpassen! Der Hinterbau ist extrem sensibel und weich zu Beginn und soll mit 35% SAG gefahren werden. Andererseits ist die Endprogression extrem hoch, daher muss man recht viel Low-Speed Compression fahren um nicht permanent wegzusacken. Da eine gute Einstellung zu finden ist eine Gratwanderung. Bei der Gabel hingegen kam ich sehr gut zurecht und konnte mich schnell an ein gutes Setup herantasten. Mein Bruder fuhr die Gabel mit einem Luftdruck für ca. 65kg Fahrer, zum Ende hin fuhr ich Sie trotz recht viel Compression mit einer Vorspannung, die für ein Fahrergewicht von 100kg gedacht war. Das einzige Manko waren die 8 Wochen, die ich warten musste als ich die Gabel zum Service gab. Das führte mich dann zu einem Tausch gegen eine Manitou Dorado Pro, eine Gabel die ich schon immer haben wollte da ich bereits am alten Bike eine Upside-Down Gabel fuhr und mir diese sehr zusagte. Außer dem nervigen Entlüften[1] kann ich kaum Kritik daran verlieren. Mein Vorbesitzer war scheinbar nicht sehr aufmerksam beim Service gewesen und so musste die Gabel bereits nach wenigen Wochen ebenfalls zum Service. Das hat mich sehr verärgert, aber man kann manchmal schlecht abschätzen wie hoch dieses Risiko ist. Doch der gute Jerome Lehmann vom JL Suspension Service kümmerte sich hervorragend um das feine Stück. Ansprechverhalten aus dem Stand gehören nicht zu den Stärken der Dorado, sie stockt gern ein bisschen. Auf dem Track hingegen merkt man davon nichts. Nach dem Service war jedoch auch dieses Manko behoben, da lief alles einwandfrei. Die geringe Verdrehsteifigkeit der Gabel  im Gegensatz zu einem normalen Teleskop Modell harmoniert perfekt mit dem Rahmen, denn auch dieser ist alles andere als steif. Bei einer aktiv  und zügig gefahrenen Kurve hat man hin und wieder das Gefühl dass sich das Hinterrad zum Kurveninneren bewegt. Das war am Anfang sehr seltsam und beängstigend, mittlerweile habe ich mich aber sehr gut daran gewöhnt.

Bei den Bremsen vertraute ich wie schon am Canyon auf Magura.  Allerdings schien mir die Gustav M nicht nur wegen dem Gewicht sondern vor allem wegen den eher unüblichen Bremsscheiben mit den Maßen 210/190mm in die Jahre gekommen. Doch mit der neuen Gabel taten sich neue Möglichkeiten auf. Mit Postmount 6" Standard an der BOS bot sich an, den Gustav Sattel mit einem anderen Bremshebel zu kombinieren um zumindest etwas Gewicht zu sparen. Günstig bekam ich einen kompletten Satz der 2013er MT8. Vorn fuhr ich somit den Gustav M Sattel in Verbindung mit Sattelhalter Nr.8 und dem Adapter Nr.3 an einer 203mm Storm SL Scheibe. Und das hat erstaunlich gut funktioniert! Die Bremse war genauso bissfest wie vorher aber etwas leichter zu dosieren. Hinten entschied ich mich für die andere MT8 mit einer Scheibe in der gleichen Größe. Mit der Dorado allerdings ließ sich keine vernünftige Lösung finden und so fuhr ich ab dieser Zeit die MT8 auch vorn.

Nun ein kurzes Wort zu den Rädern. Die Felgen der e-thirteen LG1+ Laufräder waren mittlerweile so lädiert dass ich sie weder verkaufen noch tubeless fahren konnte. Man hat mit 1,6bar im Reifen zwar einen sehr guten Grip, doch die Felgen müssen darunter stark leiden wenn man zum Beispiel über Steine brettert. Nicht wahr, mein lieber Herr Bruder? Doch ich bereue es keine Sekunde sie behalten zu haben, Stabilität und Langlebigkeit sind hervorragend! Am Anfang stand der Versuch das Intense trotz des recht schweren Rahmens so leicht wie möglich aufzubauen. So wurde erstmal die standardmäßige Maxxis Minion Front / Rear Kombination verbaut bis ich dann auf die Idee kam, vorn und hinten Faltreifen mit leichten Schläuchen zu fahren (Schwalbe Magic Mary Trailstar & Continental MTB Light). Über 1kg an ungefederter, rotierender Masse machen sich bemerkbar. Das Rad wird deutlich schneller und lässt sich einfacher bewegen, allerdings sind unter 2,2bar nicht möglich gewesen und nach 10 Einsätzen waren die Karkassen der Reifen schrottreif. Danach probierte ich einige Maxxis Kombinationen aus und bin nun mit dem DHR II vorn und hinten seit dem IXS Rennen in Willingen unterwegs und sehr zufrieden.

Nachdem ich zwei Kettenführungen zerstörte und permanent mit der 165mm Kurbel aufsetzte wurde es Zeit für eine etwas langfristigere Lösung. Beim Antrieb inspirierte mich das 2013er Specialized S-Works Demo sehr und brachte mich auf die Idee das "Microdrive" Prinzip bei meinen Rad zu übernehmen. Doch die speziellen Teile von dt swiss waren nicht so leicht zu bekommen. Vorn fahre ich nun eine 155mm Canfield Kurbel sowie die e thirteen srs+ mini in Verbindung mit einem 32 Zähne Kettenblatt. Um das kleine Kettenblatt auszugleichen musste ich hinten mit den Ritzeln kleiner werden als 11 Zähne. Die Lösung war der Capreo Freilauf, eigentlich für Klappräder gedacht. Gibt´s denn da überhaupt eine Nabe mit den erforderlichen Maßen die man im Gravity Bereich nutzen kann? Oh ja, Canfield hat da ebenfalls passende Teile im Angebot. So ließ ich mir ein neues Hinterrad mit der speziellen Nabe bauen und kann nun zwischen zwei Übersetzungen hinten wählen: 26-11 mit dem e thirteen Hinterrad oder 26-9 mit dem Capreo Hinterrad. Außer das die Nabe nicht die Leichteste ist gibt es keinen signifikanten Nachteil. Vorn habe ich mehr Bodenfreiheit trotz gleicher Übersetzung zu einem 36-38 Zähne Kettenblatt.

Zu den restlichen Teilen muss ich nicht mehr viel verlieren, möchte aber noch zwei Anmerkungen zu den letzten beiden Veränderungen machen. Zum einen fahre ich seit dem Urlaub in Portes du Soleil die Shimano PD M-647 Klickpedale und möchte sie nicht mehr missen. Auf einen Schlag kann man sich ganz anders auf dem Rad bewegen und viel besser balancieren, dazu muss man aber erstmal akzeptieren dass man nicht derart fest auf dem Pedal steht wie sonst auf einem normalen Flatpedal. Die letzte Änderung ist eine Uhr an Vorbau und Lenker mit einer Stoppfunktion. Schon der erste Test hat mich überzeugt, diese Motivation effektiver und effizienter zu fahren ist bei jedem Lauf vorhanden.





[1] Die Gabel zieht unten Luft ein, welche sich unter den Verschlusskappen oben sammelt. Bei zu hohem Druck läuft dann das Öl unten heraus, daher muss man die Kappen abschrauben und den Druck entweichen lassen.

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